Törnbericht: Segeln in Griechenland (Ionisches Meer)

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Einwochentörn in Griechenland / Ionisches Meer

Unser erster Segelurlaub


Blue Lagoon am Liegeplatz - zum Vergrößern klicken
Blue Lagoon am Liegeplatz

1. Tag

Wir sind in Griechenland - und noch haben wir am Flughafen festen Boden unter den Füßen. Mir wäre es im Moment auch am liebsten, das würde jetzt so bleiben. Aber da steht in der Flughafenhalle schon der Taxifahrer, der uns abholen soll. "Blue Lagoon" steht groß auf dem Schild, das er hält, und mein Mann Klaus gibt ihm sofort ein Zeichen. Es wird also wahr, und ich frage mich, was um alles in der Welt hat mich nur geritten, einem Segelurlaub zuzustimmen? Auf der Fahrt zur Marina kann ich schon mal einen Blick aufs Meer werfen. Griechenland präsentiert sich an diesem Morgen so, wie wir es aus zahlreichen Landurlauben kennen sehr warm, sehr still und mit absolut glatter See.

Nach etwa 15 Minuten biegen wir in die Einfahrt der Marina Gouvia ein. Eine riesige Marina mit bestimmt fast tausend Booten tut sich vor uns auf. Aber der Taxfahrer weiß genau Bescheid. Er lädt uns beim Blue Cafe ab, und kurz darauf kommt uns der Skipper Andreas abholen. Er macht einen sehr vertrauenserweckten Eindruck, was mich schon mal beruhigt. Trotzdem schlägt mein Herz ganz schön heftig, als wir über lange Stege zur Segelyacht gehen. Skeptisch schaue ich auf das Boot und sehe schon die ersten Schwierigkeit Wie soll ich über diese schmale Gangway an Bord kommen? Klaus ist auch schon kleinlauter geworden, aber er macht sofort einen Versuch Es klappt. Also balanciere ich auch rüber. Geschafft! Und dann können wir die Blue Lagoon beziehen. Die Yacht ist in Top-Zustand, alles ist sauber und frisch - sogar die Bordtoilette! Dann ist erstmal einkaufen angesagt. In einem Supermarkt in der Nähe decken wir uns mit allem ein, was wir für die Woche brauchen. Klaus ist total begeistert von der voll ausgestatten Küche an Bord und macht schon Pläne, was er wann kochen will (im Urlaub kocht er, da weigere ich mich.)



"Skyline" der Altstadt von Korfu City
Zurück an Bord gibt es vom Skipper erstmal eine Sicherheitseinweisung und eine ausführliche, sehr anschauliche Erklärung der Toilette. Na, ob ich das hinkriege mit dem Pumpen mit Wasser und ohne Wasser und mindestens 20 mal.. Und dann geht es los. Andreas startet den Motor, weist Klaus und mir zwei Plätze am Ende des Bootes zu , wo wir die Leinen von den Klampen (das haben wir schon gelernt!) lösen- Langsam tuckern wir unter Motor aus der Marina heraus. Die Yacht passt sich dem leichten Wellengang an, trotzdem schaukelt es jetzt natürlich. Ich starre zum Horizont, genieße den leicht Luftzug und versuche, mich auf andere Dinge zu konzentrieren. Klaus hat damit gar keine Probleme und sitzt neben dem Skipper am Cockpit. So allmählich gewöhne ich mich auch an den Rhythmus der Wellen Außerdem gibt es unheimlich viel zu gucken, denn wir fahren langsam an Korfu-Stadt vorbei, bestaunen riesige Kreuzfahrtschiffe im Hafen von Korfu und lassen die Altstadt an uns vorbei ziehen. Segeln geht nicht, sagt der Skipper, es ist fast windstill. Insgeheim ist mir das sehr recht so.

Unser erstes Ziel heißt Petriti, ein winziger Ort hinter Korfu-Stadt. In der Bucht von Petriti erlebe ich das erste Ankermanöver meines Lebens. Klaus ist schon zum Ankerkasten geschwankt und hat sich vom Skipper zeigen lassen, was zu tun ist. Es wird ein wunderschöner Badenachmittag. Zwei weitere Yachten, die in der Bucht liegen, stören uns überhaupt nicht. Es ist himmlisch ruhig und sehr sonnig. Meine Entspannung lässt aber jäh nach, als mir klar wird: Hier wollen wir auch über Nacht bleiben. Aber Skipper Andreas ist sich ganz sicher: Der Anker hält auf jeden Fall. Trotzdem fällt mir am Abend das Einschlafen schwer. Überall gluckst und gluckert es, es hört sich an, als ob das Wasser schon in der Kabine ist. Klaus lacht mich aus und meint, in der winzigen Kabine sei gar kein Platz mehr für Wasser. Irgendwann schlafe ich dann doch ein.


Das kleine Fischerdorf Petriti, südliches Korfu - zum Vergrößern klicken
Das kleine Fischerdorf Petriti, südliches Korfu

2. Tag

Am nächsten Morgen taumel ich um 8 Uhr aus der Kabine. Klaus schläft noch fest, aber Andreas ist schon auf und dabei, das Frühstück zu machen. Oben an Deck ist es schon warm. Durch das glasklare Wasser kann man bis auf den Grund schauen. "Spring ruhig rein", ruft der Skipper. Warum eigentlich nicht, denke ich und steige langsam die kurze Badeleiter herunter. Okay, das ist schon kälter als am Vortag nachmittags. Trotzdem schwimme ich ein paar Runden. Ein herrliches Gefühl! Nur das Meer, das Boot und ich. Die morgendliche Schwimmrunde wurde dann zum täglichen Ritual. Nach dem gemütlichen Frühstück mit Meerblick holt Andreas den Anker hoch und wir segeln - ja, segeln! Rüber ans Festland. Das erste Segel setzen hat Andreas komplett alleine gemacht Wir haben staunend zugesehen und sind fest entschlossen, beim nächsten Mal mit anzupacken. Jetzt aber muss ich erstmal wieder mit dem Schaukeln und dem aufkommenden komischen Gefühl im Bauch klar kommen. Andreas hat Kaugummis gegen Seekrankheit an Bord, die nehme ich jetzt gern. Die sind zwar ätzend, machen den Mund irgendwie taub, aber die Übelkeit verschwindet. So kann ich das Segeln voll genießen. Toll, wie die Blue Lagoon so dahin rauscht Wir sind zwar nicht schnell, sagt Andreas, aber es ist großartig, wie sich das Schiff nur durch die Windkraft bewegt. Klaus dagegen interessiert sich mehr für die Technik. Tiefenmesser, Navigationsgerät Geschwindigkeitsmesser und was es da alles gibt. Andreas erklärt ihm alles ganz in Ruhe und erzählt viel zu den Sivota-Inseln, zu denen wir unterwegs sind. Früher war das z.B. eine bevorzugte Ferienregion von Lady Diana oder auch König Juan Carlos, weil niemand die Gegend so richtig kannte. Heute allerdings gibt`s einen Club Robinson und viele Urlauber, die sich an den Stränden drängeln. Interessiert uns alles nicht, denn Andreas fährt zielsicher wieder eine traumhafte Bucht an. Klaus ist schon fit am Ankerkasten. Voller Vorfreude teste ich das Wasser. Oiiih, das ist aber ganz schön kalt hier. Am Nachmittag sitzen wir an Deck, trinken eiskaltes Wasser und Fruchtsaft und beobachten einen Eisvogel, der pfeilschnell seine Beute aus dem Wasser holt und ansonsten höchst exotische Töne ausstößt. Nachmittags dann das nächste Abenteuer Dinghi fahren. Wir wollen nämlich in das kleine Örtchen Mourtos an Land und klettern deshalb ins Beiboot. Eine schwankende Angelegenheit, aber Andreas fährt uns sicher an Land. In Mourtos ist es sehr voll, denn das ist ein Touristenort mit Hotels und Yachten an der Kaimauer Wir bummeln, trinken Cappucino und gehen abends hier essen. Andreas empfiehlt uns ein Restaurant , und das Essen ist echt gut. Im Dunkeln geht`s mit Taschenlampe bewaffnet per Dinghi zurück zur Blue Lagoon.


Sonnenuntergang vor Sivota/Mourtos am Festland - zum Vergrößern klicken
Sonnenuntergang vor Sivota/Mourtos am Festland

3. Tag

Es ist windiger am nächsten Morgen, deshalb heißt es wieder Anker hoch und Segel raus. Andreas nimmt Kurs auf Paxos, die Insel, dessen Einwohner in der Hauptsache vom Olivenanbau und dem Olivenöl leben. Unser Ziel dort heißt Lakka, und Andreas verspricht uns eine traumhafte Bucht. Nach etwa 3 Stunden rauschender Segelfahrt, bei der auch Klaus eine zeitlang am Steuer stand (ich bevorzuge ja das Liegen an Deck oder im Cockpit) tut sich die Bucht vor uns auf. Andreas hat nicht übertrieben, es ist traumhaft schön und vor allem total sicher. Allerdings auch voll. Rund 50 Boote liegen schon, darunter Engländer, Australier, Italiener, Amerikaner, Holländer und noch andere, deren Flaggen ich nicht kennen, und ich frage mich, wo wir her noch Platz finden. Doch Andreas kennt sich aus, kurvt langsam zwischen den Yachten umher und findet schließlich einen genügend großen Platz für die Blue Lagoon. Doch diesmal hält der Anker nicht auf Anhieb. Erst beim zweiten Versuch gibt Andreas grünes Licht: Jetzt sitzt er. In Sivota haben wir noch eingekauft, u.a. auch Fleisch zu Grillen. Denn am Heck (ich kenne nach drei Tagen schon die Fachbegriffe!) der Blue Lagoon ist tatsächlich ein runder Grill angebracht. Grillkohle rein, etwas warten, und das Ding funktioniert einwandfrei So sitzen wir bei Salat, frischem Brot und gegrilltem Fleisch an Deck. Langsam geht die Sonne unter, es liegt eine stimmungsvolle Ruhe über der Bucht, obwohl hier mindestens so viele Boote vor Anker liegen. Plötzlich aber wird an Deck einer Yacht etwas aufgebaut, geraschelt, leise Stimmen tuscheln und unterdrücktes Lachen dringt herüber. Dann aber schallt es laut und theatralisch durch die Bucht: Dudelsackklänge. Die Crew einer britischen Yacht begeht offensichtlich so den Sonnenuntergang. Sie spielen so etwa 15 Minuten lang zum Teil auch bekannte Melodien. Der Himmel verfärbt sich allmählich lila, kein Lüftchen weht. Mittlerweile stehen alle Crews an Deck und lauschen. Dann sind die Dudelsackspieler fertig. Ein Moment der Stille tritt ein, und dann: Tosender Applaus von allen Yachten.


Die Anker- u. Badebucht von Lakka auf Paxos - zum Vergrößern klicken
Die Anker- u. Badebucht von Lakka auf Paxos
Etwas später setzen wir mit dem Beiboot über zum Ort. Wir treffen Raymond, einen Bekannten von Andreas, der quasi schon in Lakka lebt. Andreas warnt uns vor: Raymond ist ein außerordentlich trinkfester Brite. Trotzdem verabreden wir uns mit ihm und seinen Kumpels für später. Wir setzen uns auf eine Bank mitten auf den Marktplatz und beobachten das Treiben. Kinder, Hunde, Segel-Crews und Einheimische bevölkern das Örtchen, das offensichtlich nur für die Touristen gebaut wurde. Trotzdem gefällt mir Lakka sehr gut und warten. Nach etwa einer halbe Stunde später flitzt der Brite an uns vorbei. "Kommt mit, kommt mit, die Jungs sind da drüben in der Bar", ruft er uns im Laufschritt zu, "da müssen wir erst noch rein. Was wollt Ihr trinken?" - Raymond schleppt uns in diverse Bars und Cafès. Zu meinem Entsetzen hat sich Klaus offenbar vorgenommen, mit den Engländern mit zu halten, was das trinken angeht. Als die Griechen dann aber karaffenweise! einen Schnaps servieren, der ganz hervorragend als Treibstoffersatz verwendet werden kann, denn das Zeug brennt ausgezeichnet und die Briten ein echtes Kampftrinken veranstalten (wer kippt die meisten Gläser) wird es Zeit, dass wir uns verabschieden. Klaus merkt nicht mehr, ob das Dinghi schwankt oder er und auch bei mir dreht sich alles mehr als nötig... Zum Glück ist wenigstens Andreas den ganzen Abend bei Cola geblieben.


Cafés u. Bootsverleih in Lakka auf Paxos - zum Vergrößern klicken
Cafés u. Bootsverleih in Lakka auf Paxos

4. Tag

Am nächsten Morgen ist der dann auch wieder fit und als erster auf. Klaus hat einen dicken Kopf und verpennt erst ein wunderbares Morgenschimmen in der Bucht vor Lakka und dann auch noch ein Frühstück. Selbst schuld. Andreas und ich legen dann gemeinsam ab und ich bin total stolz, dass ich auf Anhieb an den richtigen Seilen ziehe und kurbele. Keine Spur mehr von Seekrabkheit, schon gar nicht, wenn ich an Bord "arbeite". Wir segeln aus der Bucht hinaus und an der Westküste von Paxos entlang. Hier soll es Höhlen und Grotten geben, die ein tolles Schnorchelrevier sein sollen, hat Andreas versprochen. Doch plötzlich bewegt sich vor der Blue Lagoon etwas im Wasser. Delfine! Pfeilschnell begleiten sie uns, vier Stück sind es. Immer wieder tauchen sie kurz auf, einer legt sich sogar auf de Seite, so dass ich ihm ins Auge gucken kann. Mann, sind die groß! Jetzt kommt auch Klaus nach oben gekrochen um gleich wieder in die Kabine zu stürmen und unsere Videokamera zu holen. Es wird ein toller Film. Nach etwa 15 Minuten sind wir den Delfinen zu langweilig und sie drehen ab. Ein unglaubliches Erlebnis! Genauso die Schnorchelgrotten, die wir ansteuern. Glasklares Wasser, viele kleine Fische und dann diese unglaublichen Felsformationen. Um das genauer zu sehen, quäle ich mir sogar die Tauchmaske auf und schnorchel langsam Richtung Höhle - allerdings nur mit Klaus an einer Hand, denn man bracht schon etwas Mut, in die dunklen Grotten hinein zu schwimmen, doch in einer gibt es sogar am Ende einen kleinen Sandstrand und die Möglichkeit, durch eine andere Grotte wieder hinaus zu schwimmen. Hier verbringen wir den Tag und segeln dann zum Übernachten nach Mongonissi. Der Hafen liegt wie verwunschen hinter einer kleinen Kaimauer. Sobald man die Einfahrt passiert hat, ist es, als ob jemand den Wind einfach abstellt. Das Hafenbecken ist dicht beleget mit Yachten, unter anderem eine amerikanische Crew, die aufgrund ihres Geräuschpegels und ihres Alkoholkonsums etwas aus dem Rahmen fällt. Wir finden aber Platz an der Kaimauer und wandern am Abend bei immer noch sehr hohen Temperaturen langsam die weit geschwungene Strasse hinauf, die vom Hafen über die Insel führt. Der Ausblick über die See ist grandios. Die Anzahl luxuriöser Ferienhäuser und Villen auch. Paxos ist offensichtlich die Ferieninsel für die gehobeneren Schichten, vor allem der Griechen und Italiener, aber auch viele Deutsche scheinen hier ein höchst angenehmes Dasein zu fristen. Am Abend gehen wir in der einzigen Taverna im Hafen essen. De Beleuchtung ist grell, das Essen ist schlecht und auch noch teuer. Man kann nicht immer Glück haben.

Wir jedenfalls haben in dieser Woche Glück mit dem Wetter. Es weht immer ein leichter bis mittelstarker Wind der uns ein flottes Segeln möglich macht. Dabei scheint jeden Tag die Sonne, kleine Wolken kommen und ziehen weiter. Es ist heiß, aber auf dem Wasser halten wir das gut aus. Auch Klaus, der eigentlich gar kein Sommertyp ist. Nur nachts wandert er manchmal aus aus der heißen Kabine und legt sich einfach ins Cockpit.


...Huuraaah Delphine!! - zum Vergrößern klicken
...Huuraaah Delphine!!

5. Tag

Am Morgen hält es Andreas nicht lange in dem friedlichen Örtchen. Seit Tagen schwärmt er von einer "Karibikbucht" bei Paxos, in der unbedingt mit uns baden und schnorcheln will. Ich denke an schöne stille Stunden mit Boot, Mann und Meer und es geht los. Die Bucht hält, was Andreas verspricht. Heller Sandstrand, traumhaft grün- türkises Wasser, glasklar und warm. Beim Schnorcheln hat man den Eindruck, man sieht kilometerweit. Außer uns sind noch eine Segelyacht, ein kleines Motorboot und - weiter entfernt - ein Katamaran in der Bucht. Die reinste Idylle. Nach dem ersten Badegang legen wir uns an Deck in die warme Sonnen. Einfach Augen zu und träumen. Plötzlich aber kommt die Blue Lagoon heftig ins Schaukeln. Wir schauen hoch, blinzeln und trauen unseren Augen nicht: direkt vor uns hat ein Touristenboot gestoppt. Das Heck mit Gangway reicht gefährlich nah an uns heran. Das stört die griechischen Kapitäne wenig. Sie wollen ihre Gäste so weit wie möglich reinbringen in die Traumbucht. Etwa 150 zum Teil sehr weiße oder auch sehr rote, sehr übergewichtige und sehr unsportliche Menschen springen waghalsig von dem Boot in das ihnen gänzlich unbekannte Gewässer. Was für eine Freude - für die anderen. Kaum haben wir den Schock verdaut, nähert sich das zweite Ausflugsboot dieser Art. Na, die müssen jetzt aber weiter hinten bleiben, denke ich, habe aber nicht mit den risikofreudigen Skippern gerechnet die, ohne mit der Wimper zu zucken, noch an dem ersten Boot und uns vorbeirauschen, um ihre Meute nun fast direkt am Strand auszukippen. Nochmal 150 Menschen, die jetzt alle um die Blue Lagoon herum schwimmen, schnorcheln, sich mal am Schiffsrumpf, mal an der Badeleiter festhalten und auch sonst den Eindruck erwecken, als kämen sie gleich mal kurz auf einen Drink an Bord. Klaus schnappt sich sein Handtuch und verschwindet mit einem Buch in den Salon. Und da kommt das dritte Boot in der Art! Der Katamaran hat mittlerweile das Weite gesucht, die anderen Seglern signalisieren ebenfalls Genervtheit. Aber selbst wenn wir wollten, wir kämen hier jetzt gar nicht mehr raus. Also müssen wir uns in Geduld üben. Andreas zahlt es den uns fotografierenden Touris heim, holt auch die Kamera heraus und fotografiert nun seinerseits die im Wasser dümpelnden Körper. Nach etwa einer Stunde ist der Spuk vorbei, und die vorherige Ruhe kehrt wieder in die Bucht ein. Wir warten noch, bis sich das Wasser wieder gereinigt hat und haben dann die "Karibikbucht" wieder für uns.


Die
Die "Karibikbucht" von Antipaxos
Am Abend wollen wir in Gaios anlegen und sind erstaunt, als Andreas uns bereits um 16 Uhr zum Aufbruch drängt. Die Plätze in Gaios sind begrenzt und sehr begehrt, erklärt er. Die Einfahrt zum Hafen erstreckt sich wie ein langer schmaler Schlauch, in dem bereits rechts und links an der Kaimauer zahlreiche Boote festgemacht haben. Von Meter zu Meter wird die Einfahrt enger und das Treiben an Land interessanter. Die Zahl der Restaurants, Bars und Yachten nimmt zu, lebhaftes Anlege-Getümmel herrscht auf der Kaipromenade. Mir wird etwas mulmig, hinten am Heck mit einer Leine in der Hand, als wir einen Platz suchen und gleichzeitig aufpassen müsse, nicht anderen Yachten zu kollidieren, die ebenfalls auf der Suche sind. Schließlich entscheidet Andreas sich für einen Platz zwischen zwei Yachten, der meiner Meinung nach kein Platz ist. Nie und nimmer passen wir da Zwischen! Doch der Skipper nimmt unbeirrt rückwärts Kurs auf die Lücke. Von den beiden Yachten kommen zwei Männer an die Kaimauer und wollen uns helfen. Offensichtlich finden auch sie, dass wir noch da rein passen. Ganz ruhig drückt Andreas die Blue Lagoon im Schritttempo in die Lücke. Es passt, allerdings liegen wir auf Tuchfühlung mit den Nachbarn rechts und links. Da sitzen wir nun mitten in der Altstadt von Gaios. Wenn wir das Boot verlassen und fünf große Schritte machen würden, könnten wir uns bereits an den Tisch eines Restaurants setzen. Erstmal aber sitze wir bei "KiBa" und Keksen (die von den griechischen Bäckern sind unschlagbar! Geschätzter Nährwert: Zwei Kekse = eine komplette Mahlzeit!) im Fahrstand und werden von dem Treiben auf der Promenade bestens unterhalten. Andreas bezeichnet das Gucken und beguckt werden als "Hafenkino" - das passt! Später machen wir natürlich noch einen Spaziergang durch Gaios. Der Ort ist urtümlicher als Lakka und hat den Tourismus einfach irgendwie mit eingebaut. In den Gassen liegt der Fleischer neben dem Designschmuckladen, der Gemüsehändler neben der Modeboutique und der Kramladen neben dem Nobelrestaurant. Die Strassen sind aber nicht nur Vergnügungs- und Einkaufsmeile sondern auch Wohnviertel der Einheimischen. Es gibt so viel zu sehen, zu riechen und zu erfühlen, dass wir mehrere Stunden unterwegs sind. Was man allerdings bei so einem Liegeplatz in Kauf nehmen muss: Vor zwei Uhr morgens kriegt man da kein Auge zu. Auch Klaus bleibt lieber in der Kabine. Hier hat jedes Cafe an der Kaimauer eine Musikanlage, die bei uns als Disco durchgeht.


Gaios, das kleine Venedig der Ionischen Inseln, direktes Anlegen vor Cafe´s und Piazza möglich - zum Vergrößern klicken
Gaios, das kleine Venedig der Ionischen Inseln,
direktes Anlegen vor Cafe´s und Piazza möglich

6. Tag

Am nächsten Tag müssen wir den Rückweg nach Korfu antreten. Wir segeln zunächst ein längeres Stück (etwa 5 Stunden) bis in eine Bucht am Festland. Bei diesem Schlag ist Klaus sozusagen der Skipper und steuert die Blue Lagoon. (Andreas steht allerdings immer einen halben Meter dahinter und hat alles im Blick). Später brutzelt Klaus noch eine Gemüsepfanne, und obwohl er fast den ganzen Tag an Bord "gearbeitet" hat, ist er sehr zufrieden. Überhaupt klappt die Arbeitsteilung an Bord bestens. Andreas macht das Frühstück und wartet geduldig, bis wir aufgestanden sind und geschwommen haben. Mittags mache ich meist einen riesigen Obstteller mit Joghurt dazu und bin ansonsten für den Abwasch und die Instandhaltung der Küche zuständig. Sogar das Klo hab ich jetzt im Griff...

Den vorletzten Abend verbringen wir in der Altstadt von Korfu. Dafür ankern wir in der Bucht direkt vor der Altstadt, fahren drei Minuten mit dem Dinghi und steigen direkt an der Flanierpromenade aus. Kaum Land unter den Füßen bin ich nur am Staunen, so viele Menschen, Geräusche, Gerüche und Eindrücke stürmen auf mich ein. Schaut man die einzelnen Gassen und Boulevards entlang, erfasst das Auge eine sich ständig bewegende, wogende, plappernde, lachende Masse Menschen, die hier bummeln, essen gehen oder shoppen. Natürlich reiht sich Souvenirladen an Souvenirladen, die echten Schnäppchen und echten Handarbeiten sind für mich als Laien kaum von den nachgemachten Dingen zu unterscheiden. Auch sind die Preise für Essen und Trinken äußerst gesalzenen. Dennoch hat die Altstadt ein unschlagbares Flair, lichtdurchflutet und mit der direkten Anbindung an den riesigen Fährhafen. Die Läden und Lädchen sind zum Teil in den Stein der Hausmauern geschlagen, die Mauern werden nicht etwa geschliffen und tapeziert, sondern der Naturstein wird als Deko genutzt oder kunstvoll ausgeleuchtet. Beim Bummel durch die uralte Festung fällt sofort der geschliffene Steinboden auf, der zum Teil spiegelglatt sein kann und natürlich die Klänge unterschiedlichster Instrumente, die aus den Fenstern und Türen der steinernen Mauern herausquellen. In der alten Burg ist ein Teil der Musikhochschule Griechenlands untergebracht. Es ist an diesem Abend noch lange sehr warm, und wie das in südlichen Ländern so üblich ist, sind die Eltern mit ihren Kindern deshalb auch lange draußen. Die Kleine spielen und juchzen auf den Plätzen und in den Grünanlagen der Stadt, vergnügen sich mit Mini-Elektroatos, de in den Parks zur Verfügung stehen oder bestaunen die geschmückten Kutschen und ihre Pferde, die darauf warten, dass sich Touristen für eine Rundfahrt entschließen. Erst viel später wird es etwas ruhiger, und es ist schon sehr spät, als wir zur Blue Lagoon zurückkehren.


Die Festung von Korfu, hier schaukelt´s beim Ankern mächtig - zum Vergrößern klicken
Die Festung von Korfu,
hier schaukelt´s beim Ankern mächtig

7. Tag

Am frühen Morgen werde ich unsanft geweckt. Das Boot schaukelt so sehr, dass ich fast aus dem Bett fliege und Angst habe, wir kentern. Andreas kennt den Grund: Die großen Kreuzfahrtschiffe haben entlang der Bucht ihre Fahrroute und machen eine große Welle, die irgendwann auch bei uns ankommt. Das passiert noch einmal, als wir gerade das Frühstück auf dem Tisch haben. Tassen rutschen, Teller sausen an der Tischkante entlang. Keine Bucht für lange Aufenthalte.

Aber für uns geht es sowieso zurück in der Marina Gouva. Dann heißt es Taschen packen und einen letzten Cappucino im Blue Cafe. Toll war`s, ist unser Fazit. Und das war nicht mein letzter Segelurlaub!


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