Törnbericht: Segeln auf dem Mittelmeer - Menorca (Spanien)

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Empuriabrava - Menorca in zwei Wochen hin und zurück

(Segeltörn in Spanien, August 2007)


Zum zweiten Mal chartern wir uns zu viert eine Bavaria 39 Cruiser - Unsere Crew besteht aus meinem Mann Alex oder auch Skippi genannt (der einzige aus der Crew mit Segelschein/ Erfahrung), Kuddel (echt seetauglich, wenn auch noch ohne Schein), Nicci (Smutje und ebenfalls hochseetauglich) und Steffi (ich liebe das Segeln und Meer, aber hohe Wellen sind nicht so mein Ding, also typischer Schönwettersegler sozusagen).


Fähre in Ciutadella - zum Vergrößern klicken
Fähre in Ciutadella

1. Tag

Wir haben eingekauft, wie für eine Weltumseglung und brauchen daher ziemlich lange, bis wir alles sicher verstaut haben. Neptun bekommt nochmal schnell einen grosszügigen Schluck Bacardi um ihn Milde zu stimmen und gegen 16 Uhr ist alles fertig und wir verlassen den Hafen von Empuriabrava. Nach einem Jahr endlich wieder auf dem Schiff! Die Sonne scheint, der Wind ist mit 17-20kn gut und wir segeln erstmal Richtung Korsika. Da für die nächsten Tage Tramuntana (ablandiger Starkwind von den Pyrenäen) vorhergesagt ist, haben wir uns entschlossen, direkt von der Bucht von Rosas zu den Balearen rüberzusegeln, damit wir keine kostbare Zeit am Festland festhängen. Bis 3 Uhr morgens können wir unter Segeln fahren. Die Nacht bleibt ruhig.Mit den Wachen wechseln wir uns ab. Unsere erste Nachtfahrt verläuft sehr ruhig. Die Sterne funkeln über uns und nur ab und zu sehen wir ein Frachter oder ähnlich grosses Schiff am Horizont. Fast haben wir das Gefühl alleine auf dem Mittelmeer unterwegs zu sein.


2. Tag

Der Wind legt zu und ich bin die einzige, der die 2-3 Meter hohen Wellen zunehmend zu schaffen machen. Nicci kocht trotz Wellen eine lecker Lauchsuppe, die ein wenig wärm und total gut tut. Obwohl August ist, es hat sich zugezogen und wir haben vereinzelte Gewitter und es wird doch ziemlich kühl, wenn man die ganze Zeit so an Deck sitzt. Die eingepackten Isomatten erweisen sich unterm Hintern als ausgesprochen wertvoll. Wale sehen wir leider keine, dafür begleiten uns aber ein paar Delfine, am späten Nachmittag haben wir den ersten Sichtkontakt zu Menorca und gegen 22 Uhr erreichen wir (endlich!) die Hafeneinfahrt von Ciutadella. Hier gibt es eine Ampel an der Einfahrt zu beachten, die im Hafenhandbuch erklärt ist.Natürlich sind alle "normalen" Liegeplätze belegt, aber wir dürfen am Fähranleger für die Nacht festmachen (30,-€). Da die nächste Fähre erst morgen früh um 9Uhr erwartet wird. Wir gönnen uns nach der langen Überfahrt erstmal einen Absacker.


Cala Addaya - zum Vergrößern klicken
Cala Addaya

3. Tag

Skippi freundet sich noch in der Nacht mit dem benachbarten Fischboot an und besorgt uns damit schlauerweise gleich einen neuen und noch dazu kostenlosen Liegeplatz, zumindest bis zum Nachmittag, bis die Fischer zurückkehren. Wir müssen nichtmal umlegen, die Männer ziehen die Yacht mit den Leinen nur 20m vorwärts. Ausschlafen können wir leider trotzdem nicht, denn aus Sicherheitsgründen müssen beim Anlegen der Fähre alle umliegenden Boote verlassen werden. Das ist aber auch ein sehenswertes Schauspiel, welches man sich nicht entgehen lassen sollte: vorne und hinten vielleicht 2-3m Platz und dann diese riesige Fähre in dem kleinen Hafen... Es gibt eine Fähre von Barcelona und eine von Mallorca die jeweils zweimal täglich in den Hafen einlaufen. Wegen schlechter Wettervorhersage beschliessen wir noch einen Tag länger in Ciutadella zu bleiben. Irgendwann erreichen wir dann sogar den ansässigen Club Náutic per Funk. Zum Abend hin bekommen wir einen superluxus Liegeplatz in der allerersten Reihe gleich vor der Stadtpromenade (120€ - Duschen kostet extra 2€/ 6min - sehr gepflegt und sauber).


4./5. Tag

Genug geruht, die Sonne scheint wieder, früh machen wir die Leinen los und segeln Richtung Süden..... Wir haben uns entschlossen Menorca gegen den Uhrzeitsinn zu umrunden. Unsere erste Bucht wird die kleine Cala Turqueta. Flavio Juan Carlos (oder irgendein anderer Millionär) ist mit seiner dreistöckigen Mega-Luxus-Yacht Pegasus auch schon da. Karibischklares Wasser lädt eben nicht nur uns zum Schwimmen ein. Ein paar Feuerquallen gibt es, aber es sind nicht so viele wie wir befürchtet hatten und man kann gut drumrum schwimmen. Unsere Angst, das im August die Buchten überlaufen sein könnten erweist sich als unbegründet. Zur Nacht liegen wir nur noch zu dritt in der Bucht. Die Cala Turqueta ist von Land nur schwer zu erreichen und so trifft man auf sehr überschauliche Menschenanzahlen. Auf den Felsen klettern wilde Ziegen umher und unsere Männer entdecken Höhlen mit Fledermäusen. Nachts fängt es wieder an zu regnen. Für Mallorca ist Sturm angesagt und wir bleiben einen Tag länger. Ich gehe ein wenig schnorcheln und Kuddel und Skippi machen eine kleine Wandertour Richtung Cala Macarella.


Cala Coves - zum Vergrößern klicken
Cala Coves

6./7. Tag

Ganz früh geht´s raus,unter Motor fahren wir bis zur Cala Santa Galdana um im anliegenden Supermarkt nachzucatern. Dunst liegt noch auf dem Wasser und eine mystische Stimmung hüllt uns ein. Unser Außenborder streikt und so paddel ich mit Kuddel an Land. Aus Angst in den nächsten Tagen nicht genug Brot zu haben, kaufen wir 20 Baguettes!! Skippi holt indes aktuelle Wetterinfos ein, die ein paar Turbulenzen vorher sagen. Nicci studiert das Revierbuch und die Cala Covas macht als neues Nachtdomizil das Rennen. Prähistorische Höhlen haben diese gut geschützte Bucht bekannt gemacht.Wir ankern und bringen zum ersten Mal Heckleinen aus und sind mit unserer Leistung sehr zufrieden. Wir machen Bekannschaft mit Skipper Chris und seiner Crew. Sie kommen von Mallorca und den Rest unserer Tour werden wir noch öfter mit ihnen zusammen segeln. Ein Spanier und seine Frau kommen an, werfen Anker und Leinen alles auf einmal und nach maximal 20 Sekunden liegen die bombenfest. Während wir immer nochmal schnorcheln, ob der Anker auch gut liegt, ist er wahrscheinlich schon mit der Pinne in der Hand geboren worden und hat sowas einfach im Gefühl. Beneidenswert. Wegen Starkwindansage bringen wir abends noch eine zweite Heckleine aus. Die Nacht bleibt ruhig, aber am nächsten vormittag ist das Wetter wieder so schlecht, das wir noch eine Nacht hier bleiben.Nachmittags kommt die Sonne raus, Skippi und Kuddel haben Zeit den Außenborder wieder in Schuss zu bringen. Für morgen haben wir den Hafen von Mahón geplant, brauchen Strom und Wasser.


Cala Morts - Blaue Grotte - zum Vergrößern klicken
Cala Morts - Blaue Grotte

8. Tag

Die Gipsy-Crew hat uns zum Duell aufgefordert. Na das können die haben!! Ganz gemütlich und ruhig geht es los. Aber je näher wir Richtung Spitze Isla del Aire (ah daher der Name!) kommen, desto stürmischer wird es. Böiger Wind bis zu 28kn, fahren mit Reff. Wir waren ein wenig zu bequem um das Schlauchboot reinzuholen, welches hinter unser hersaust. Leider werden wir so schnell, das die dünne Leine ihren Geist aufgibt und wir so ungeplant mit dem Schlauchboot zu unserem Mann-über-Bord-Manöver kommen. Alle springen total begeistert durch die Gegend, für meinen Geschmack könnten die Wellen etwas kleiner sein, aber dank der rechtzeitig eingeworfenen Kotzelinchen behalte ich mein Mittagessen bei mir. Wir gewinnen das Rennen und werden zur Belohnung mit Wasserbomben beworfen. An sowas haben wir nun gar nicht gedacht und können uns nicht wehren. Der Hafen von Mahón ist riesig, die Landschaft hat sich auch schon wieder verändert. Wir kommen an einer Art Alkatraz vorbei. Die Schwimminsel zu denen wir eigentlich wollen sind voll belegt, aber wir bekommen einen anderen netten Platz an einer Schwimminsel neben der Isla del Rey.Allerdings gibt es hier nur Wasser und keinen Strom. Liegegebühr 47€. Zur Zeit läuft eine Regatta, deshalb ist es ziemlich voll und überall sieht man viele tolle Rennsegler. Die schwarze Zora - ich nenn sie mal so- sieht aus wie ein echtes Piratenschiff. Ein Mann namens Alberto mit Einkaufsservice bietet seine Dienste an, den wir dankbar annehmen, da wir zu faul sind den Außenborder am Schlauchboot zu befestigen. Boah, bin vom ganzen Geschaukel und der vielen frischen Luft ganz müde. Die anderen sind noch fit und ziehen noch eine Runde "um die Yachten".


Cala Pregonda - zum Vergrößern klicken
Cala Pregonda

9. Tag

Der Wind ist fast weg und das Meer ganz ruhig geworden. Während die Männer gerne mehr Wind hätten, denke ich: SO muss Urlaub sein! Wir schippern von Mahón zur Isla Colom und legen einen Badestop ein. Dann geht es weiter zur fjordartigen Cala Addaya. Fast hat man das Gefühl in Norwegen zu sein. Die Einfahrt erfolgt etwas im Zickzack wegen veschiedener Untiefen, Hafen und Bucht sind dank einer kleinen vorgelagerten Insel und Knick in der Bucht gegen alle Wetter geschützt. Eine alte verlassene Boje lädt uns zum Übernachten ein und wir sparen wieder Liegegebühren. Die Gipsy trifft kurz nach uns ein und wirft den Anker. Das Wasser ist hier grün mit Seegras und erinnert eher an einen See, als ans Mittelmeer.Man kann trotzdem schwimmen, falls man keine Angst vor "gemeinen" Schlingalgen hat. Der Ort Es Clot d´es Ases ist fest in englischer Hand. Supermarkt und Restaurants sind ausgeschildert und man läuft an netten Villen vorbei. Im Restaurant gibt es englisches Essen, die Kellnerin versteht kaum Spanisch, es gibt englische Livemusik und der Barmann sieht aus wie Prinz Henry. Wir haben extrem viel Spass.


10. Tag

Ich bin fasziniert wie vielseitig so eine kleine Insel wie Menorca sein kann. Vom Fjord segeln wir bei spiegelglatter See und nur 2-3 Kn Wind zur Cala Pregonda. Wir gewinnen wieder das "Rennen" gegen Chris und seine Crew, obwohl wir keinen Spibaum haben. Bei der Einfahrt heißt es Augen auf, denn hier gibt es eine fiese Untiefe nähe Einfahrt zur Bucht.In der Bucht werden wir von einer sandfarbenen Landschaft empfangen, die fast mondartig aussieht. Bizare Farben, mit eigenartigen Felsformationen. Es gibt zwar ein paar Quallen, die kann man in dem kristallklaren Wasser aber schnell sehen und gut drumrumschwimmen. Beim Schnorcheln beobachten wir kleine Rochen, die im Sand nach Nahrung suchen. Schade, das unser Törn sich schon zum Ende neigt, hier wären wir alle gerne länger geblieben. Nicci, die vorher eher verhaltend schwimmen gegangen ist, kann gar nicht mehr aufhören vom Bug ins Wasser zu springen.


Cala Santandria - zum Vergrößern klicken
Cala Santandria

11. Tag

Schweren Herzens verlassen wir mit Chris seiner Crew die Cala Pregonda. Marc, ein netter spanischer Bootsnachbar hat Skippi einen Geheimtip gegeben. In der Cala Morts gibt es eine mystische Grotte, die nur bei ruhiger See per Schlauchboot zu befahren ist. Die Wetterbedingungen sind ideal dafür, da wir ja kaum Wind und Wellen haben. Die unscheinbare kleine Bucht, erweist sich wirklich als Überraschung. Der Untergrund ist jedoch ziemlich felsig und sehr ankerunfreundlich. Uwe bleibt als Ankerwache an Bord der Yachten, die im Päckchen liegen. Wir fahren unter Motor weiter und haben nach wenigen Meilen Menorca vollständig umrundet. Kurz vor Ciutadell geht ein Wasserfall direkt ins Meer. Wie cool ist das denn? Leider haben wir schon zu lange getrödelt und suchen uns einen schnuckeligen Liegeplatz in der Cala Santandria - kurz hinter Ciutadella.Wir haben viel gelernt: ankern und Heckleinen ausbringen machen wir inzwischen mit Links und auch den Palstek können wir mittlerweile im Schlaf. Wir feiern eine lustigen Abschieds-Party und rocken das Bug mit der Gipsy-Crew, die am nächsten Tag zurück nach Mallorca fährt.


12. Tag

Lecker Frühstück und fahren dann unter Motor nach Ciutadella tanken. Jetzt geht gar kein Wind mehr und es ist sooo heiß, das ich alle 2 Minuten einen Eimer Wasser über mich gießen muss. Unser letzter Tag auf Menorca. Wir segeln mittags schonmal Richtung Norden. Auf der Karte hatten wir uns die Cala Morell als Ankerplatz ausgesucht, vor Ort gefällt uns die Bucht allerdings nicht so besonders und wir fahren weiter bis in die weniger geschützte Cala Algayerens. Aber das Wetter ist ja eh ruhig. Es herrscht ein bunter Betrieb in der Bucht. Beim Schnorcheln beobachten wir zwei Knurrhähne beim Balztanz. Mit einem selten kitschige Sonnenuntergang sagt uns Menorca auf Wiedersehen. Morgen früh wollen wir unsere Rückfahrt antreten.


Cala Turqueta - zum Vergrößern klicken
Cala Turqueta

13. Tag

Wir werden durch starken Wellengang geweckt, was irgendwie ein schlechtes Zeichen ist. Schnell verstauen wir alle losen Gegenstände und verlassen ohne Frühstück gegen 8Uhr als letztes Boot die Bucht. Schnell haben die Wellen eine Höhe von 3-4m und mir wird es ein wenig Angst und Bange. Das extrem ruhige Wetter der letzten Tage hatte uns nachlässig werden lassen, in Bezug auf Planung und Wettervorhersage. Jetzt bekommen wir die Quittung. Wir telefonieren und erfahren, das für die nächsten Tage wieder Tramuntana angesagt ist. Würden wir also hier bleiben, würden wir mit wenigstens 4 Tagen Verspätung in Empuria eintreffen. Wir müssen also weiter - Kurs Palamós. Der Wind kommt genau von vorne, somit müssen wir unter Motor fahren. Die Wellen erreichen Höhen von bis zu 5 Metern. Ab und zu knallt das Bug so laut auf das Wasser, dass ich denke, die Sunrise bricht gleich auseinander. An Kochen ist bei dem Wellengang natürlich nicht zu denken. Nicci, unser schlauer Smutje, hatte am Vorabend noch Geschnetzeltes vorgekocht, was wir jetzt kalt essen. An Bord kann man nicht sitzen, da ständig die Gischt rüberspritzt. Hinter der Sprayhood stehen geht, wenn man sich rechtzeitig duckt. Unter Deck sitzen geht natürlich auch nicht, weil man a. durch die Gegend fliegt (unser Skippi hat sich derbe den Kopf gestoßen) oder b. seekrank wird. Also liegen - in einer der hinteren Kojen und zwar eingeklemmt in Kissen und Decken, oder hinter der Sprayhood stehen, mit maximalem Platz für zwei Personen. Wir sichten wieder eine Gruppe von Delfinen. Die im Gegensatz zu uns, ziemlich viel Spass mit den Wellen zu haben scheinen.


14. Tag

Treu und zuverlässig kämpft sich die Sunrise und Ihr Autopilot mit uns Richtung Küste. Kuddel meint, wir sollten sie nach der Überfahrt in Stormrider umtaufen. Finde das ist eine gute Idee. Frühmorgens sichten wir die Leuchtfeuer vom Leuchturm Cap Sebastián. Endlich! Die Wellen sind soweit weniger geworden, das wir es vorsichtig wagen Wasser für Kaffee zu kochen. Welche Wohltat!! Da keiner von uns wirklich schlafen konnte. Wir erreichen die Küste bei Platja d´Aro. Wir haben es geschafft!! Mit Stolz laufen wir gegen Mittag wieder im Heimathafen Ampuriabrava ein. Viel haben wir gelernt, viel können wir berichten und vieles wartet noch auf uns. Danke Stormrider "Sunrise" und auf Wiedersehen im nächsten Jahr !!


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