Törnbericht: Segeln auf dem Mittelmeer und auf dem Atlantik

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Von Mallorca (Spanien) nach Portimao (Portugal)

Meilentörn 10. – 22. April 2009, berichtet von Karlheinz Meffert


Meilentörn mit einem Katamaran (Lagoon 500) von Clownfish mit Skipper Andreas, Fabienne, Susann, Willi, Dirk und Karlheinz. Die „Sea Anemone“ soll in Portimao gewartet und repariert werden.


Törnverlauf - zum Vergrößern klicken
Törnverlauf
Vor dem Felsen von Gibraltar - zum Vergrößern klicken
Vor dem Felsen von Gibraltar

Unsere Lagoon 500 - zum Vergrößern klicken
Unsere Lagoon 500

1. Fahrtag : 11. April 2009: Anreise und einschiffen

Um 5:35 geht es mit dem Flieger (Germanwings) von Köln/Bonn nach Mallorca; schon um kurz vor 8 Uhr landen wir in Palma de Mallorca. Der Bus bringt mich direkt zum Hafen wo ich das Schiff „Sea Anemone“ vor der Tankstelle finde. Der Katamaran, eine Lagoon 500, sieht fantastisch aus. Er ist gerade mal zwei Jahre alt.

Die vorhergehende Crew ist noch an Bord, so dass ich zunächst nur das Gepäck abstellen kann. Nach dem Eintreffen des ersten Mitseglers, Willi, gehen wir beide einkaufen. Wegen der bevorstehenden Ostertage sind einige Geschäfte bereits geschlossen. Ein Teil des Einkaufes wird zum Glück angeliefert, den Rest, insbesondere die frischen Lebensmittel müssen wir mühsam schleppen – unsere Arme sind danach deutlich länger!

Die Kabinen werden zugeteilt; ich bekomme eine sehr großzügig bemessene Backbord-Achterkabine mit Doppelbett, Dusche und Toilette. Später treffen Susann und Dirk ein. Abends gehen wir Tapas essen und liegen bereits um 23 Uhr in unseren Kojen.


Skipper Andreas Ketzel - zum Vergrößern klicken
Skipper Andreas Ketzel

2. Fahrtag : 12. April 2009: Palma de Mallorca – Formentera (Cala Mitjorn)

Kurz nach 7 Uhr werden wir vom Skipper, wie nun an jedem Morgen, mit dem Lied „Guten Morgen liebe Sonne, guten Morgen Sonnen-schein“ geweckt; das macht Stimmung!

Nach dem Frühstück gibt es eine Sicherheitseinweisung und um 11 Uhr legen wir ab. Mit wenig Wind geht es unter Motor auf 210 Grad. Mittags gibt es einen leckeren Osterbraten mit Senfsauce, der noch von der vorhergehenden Crew stammt. Um 13:30 können wir endlich Segel setzen: 2. Reff, Wind 5-6 Bft., Kurs noch immer 210 Grad. Wir wechseln uns am Ruder ab; leider ist Willi inzwischen seekrank geworden und fällt für die nächsten Stunden komplett aus. Die Wellen machen auch Susann und Dirk zu schaffen, die ebenfalls mit Seekrankheit kämpfen. Zum Abendessen koche ich Nudeln mit toskanischer Sauce. Da eine Nachtfahrt mit nur drei fitten Leuten nicht durchführbar ist, laufen wir die Südküste von Formentera an und ankern vor Cala Mitjorn. Kurz vor Mitternacht werfen wir Anker und genehmigen uns noch einen Absacker.


Eingemummelt: v.l.n.r.  Karlheinz, Fabienne, Dirk - zum Vergrößern klicken
Eingemummelt: v.l.n.r.
Karlheinz, Fabienne, Dirk

3. und 4. Fahrtag: 13. + 14. April 2009: Formentera (Cala Mitjorn) – Südlich Cartagena

Wieder wird um 7:15 geweckt; Susann und Dirk gehen baden (brrrr); Willi ist noch nicht ganz genesen, macht uns allen aber trotzdem Rührei. Um 9:45 heißt es Anker hoch. Bei Wind 4-5 können wir um 10:30 Segel setzen (1. Reff), Kurs 215 Grad, auf die afrikanische Küste zu.

Zum Abendessen gibt es Ingwerreis mit Gemüseauflauf. Die Nachtwachen werden eingeteilt: 23–2 Uhr Andreas und Karlheinz, 2-4 Uhr Fabienne und Karlheinz, 4-7 Uhr Dirk und Susann. Ich habe zwei Wachen übernommen, weil Willi noch immer nicht fit ist. Da der Wind wie angekündigt langsam nach West dreht, müssen wir immer südlicher auf die afrikanische Küste zusteuern. Deshalb bergen wir die Segel und fahren mit dem Motor weiter. Willi geht es zum Glück inzwischen besser. Gegen Abend kommen starke Winde und Wellen bis 2 m auf. Willi verschwindet wieder in seiner Kabine, Susann und Dirk sind auch etwas angeschlagen. Deshalb ankern wir in einer Bucht südlich von Cartagena. Zum Abendessen gibt es Hähnchenschenkel mit Reis und Knoblauch.


Fabienne, Dirk, Willi und Karlheinz  beim Lösen von Radaraufgaben - zum Vergrößern klicken
Fabienne, Dirk, Willi und Karlheinz
beim Lösen von Radaraufgaben

5. Fahrtag: 15. April 2009: Südlich Cartagena (Esenada de la Fuente) - Bucht bei Cope

Kurz nach 9 Uhr laufen wir aus; es geht gegen heftige Welle und wir beschließen, so weit zu fahren wie wir kommen. Weil das Backbord - Getriebe wieder unzuverlässig arbeitet, machen wir bald kehrt und ankern in einer Bucht. Auf Willis Initiative hin, üben wir Radaraufgaben. Dirk und Susann gehen wieder baden. Abends gibt es thailändisches Essen und der Abend wird sehr gemütlich.


6. Fahrtag: 16. April 2009: Bucht bei Cope – La Negras westlich Capo de Gata

Ganz früh, Punkt 6 Uhr laufen wir aus; Susann und Karlheinz schlafen noch eine Stunde länger. Wind WNW, Kurs SSO Wir fahren trotzdem mit Motorunterstützung und kommen gut vorwärts. Ab und zu kommt sogar die Sonne raus. Eine Stunde machen wir zum Mittagessen in der Bucht Punta de la Polacra Pause, dann wollen wir um das Kap Cabo de Gata herum fahren. Der Wind geht von 6 auf 7, dann auf 8 Bft. Mit Motorunterstützung kreuzen wir gegen den Wind, der genau von vorne kommt, dann geht über Kanal 16 noch eine Sturmwarnung (Gale-Warning) ein. Da auch wieder der BB-Motor ausgefallen ist, ändern wir unsere Absicht, eine Nachtfahrt zu machen. Wir machen kehrt und übernachten in der Bucht El Playaz östlich des Kaps Punta de Gata. Auch hier treten Böen bis 8 Bft. auf. Abends gibt es vom Skipper lecker französisch: Confis de Carnard mit Salat und Rotwein. Wir stoßen mit den Eignern und dem Skipper auf das Boot, die „Sea Anemone“ an, denn genau vor zwei Jahren, am 16.4. 2007, wurde es ausgeliefert.


Karlheinz und Dirk bei Temperaturen um 8º C und Wind bis 8 Bft - zum Vergrößern klicken
Karlheinz und Dirk bei Temperaturen um 8º C
und Wind bis 8 Bft
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7. Fahrtag: 17. April 2009: La Negras westlich Capo de Gata - Adra

Frühes Auslaufen (6 Uhr) stellt diesmal sicher, dass wir schon gegen 10:30 Almeria passieren. Mittags gibt es Fischsuppe. Der Wind ist noch immer 5-6 Bft. und genau aus WNW wo und wir hin wollen. Deshalb schlägt der Skipper vor, im Hafen auf besseres Wetter zu warten; in der Nacht soll der Wind abflauen. So machen wir in Adra fest und besorgen bei dieser Gelegenheit Lebensmittel – u.a. auch frischen Fisch. Für den nächsten Tag wird bereits vorgekocht (Schnitzel mit Nudeln und Tomantensauce). Die Nacht wird zum Teil laut, weil junge Leute an der Mole feiern und ihre Mopeds aufdrehen. Adra wird auf der ganzen Reise die einzige Möglichkeit sein, von Bord zu gehen.


Im Hafen von Adra - zum Vergrößern klicken
Im Hafen von Adra
Willi nimmt den Fisch aus - zum Vergrößern klicken
Willi nimmt den Fisch aus

8. und 9. Fahrtag: 18. und 19. April 209: Adra – La Linea de la Concepcion

Um 7 Uhr laufen wir aus; gegen 9 Uhr rufe ich meinen Sohn, Dirk an, der heute Geburtstag hat und gerade in Berlin einen Studentenfilm dreht. Es zeigt sich, dass wir in keinem Fall wie vorgesehen am 19. April im Portimao sein werden, der permanente Gegenwind hat uns viel Zeit gekostet.

In der Straße vor Gibraltar herrscht Gezeitenströmung, die noch von einer permanenten West-Ost-Oberflächenströmung von 1,1 – 1,8 kn überlagert wird. Diese Oberflächenströmung wird durch den Höhenunterschied zum Atlantik verursacht. Im Mittelmeer verdunstet mehr Wasser als durch Süßwasser zufließt, so dass dieses Defizit durch Zustrom aus dem Atlantik ausgeglichen wird. Hochwasser bei Tarifa (Gibraltar) wird am 19. April wird um 09:48 UTC sein; da in Portugal Ortszeit UTC+1 ist, also um 10:48.


Fabienne und Karlheinz faulenzen - zum Vergrößern klicken
Fabienne und Karlheinz faulenzen
Wir planen 5 Stunden vor Hochwasser (16:48 Ortszeit) bei Tarifa zu sein. Dann können wir ca. 3 Stunden mit dem ablaufenden Wasser in den Atlantik einfahren. Um dies zu erreichen müssen wir etwa 2 Stunden vorher in La Linea de la Concepcion sein. Am Abend des 18. sehen wir uns den ersten Teil des Films „Das Boot“ an und stimmen uns damit auf Gibraltar ein. Wir alle können uns noch gut an die deftige Feststellung des Maschinisten erinnern „…den Kahn mit Vaseline einzuschmieren, um bei Gibraltar durch zu kommen.

Die Nachtwachen übernehmen Dirk mit Susann (11-2 Uhr), Karlheinz mit Fabienne (2-4 Uhr) und Andreas mit Willi. Es ist eine wunderschöne Fahrt entlang der Küste. Das beleuchtete Panorama von Malaga begleitet uns für Stunden. Wind 5-6, z.T. 7 Bft..


10. und 11. Fahrtag: 19. und 20. April 2009: La Linea de la Concepcion – Gibraltar - Portimao

Bereits um 8 Uhr laufen wir in La Linea de la Concepcion, südöstlich von Gibraltar ein. Im Hintergrund ist der Felsen von Gibraltar zu sehen und wir schießen die üblichen Fotos – jeder kommt mal dran.

Alle sind bester Laune, weil wir unser Zwischenziel Gibraltar erreicht haben und es wird gut gefrühstückt. Zum Tanken lichten wir um 12:50 den Anker und fahren um den Felsen von Gibraltar herum. Wir können es kaum fassen: Beim Nachprüfen stellen wir fest, dass der Tankwart sich gewaltig zu seinen Ungunsten vertan hat! Mittags gibt es das am Vortag vorbereitete Essen – leider sind die Schnitzel etwas trocken geworden.


Willi - zum Vergrößern klicken
Willi
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Susann
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Dirk

Michi aus Regenburg mit seinem kleinen Boot - zum Vergrößern klicken
Michi aus Regenburg mit seinem kleinen Boot
Hier treffen wir auch Michi, einen Bekannten von Willi aus Regensburg, der seit vier Jahren mit seinem kleinen Boot im Mittelmeer fährt. Er ist auf dem Weg nach Ibiza, um dort Touristen herum zu schippern – ist das seine einzige Einnahmequelle?

Unser Skipper Andreas ist sauer auf Fabienne als er erfährt, dass wir am Vortag seinen besten Rosewein aus Frankreich ohne ihn getrunken haben. Er wollte unbedingt auch dabei sein. Es dauert mehr als einen Tag, bis sein Zorn verraucht ist.

Kurz vor 2 Uhr heißt es Anker auf, wir fahren nach Tarifa (11,5 sm). Wieder kreuzen wir gegen den Wind und kommen kaum vorwärts. Um 16:48, fünf Stunden vor HW, sind wir noch 7 sm von Tarifa entfernt! Also entscheidet Skipper Andreas, die Fock einzuholen und mit Motor gegen den Wind anzugehen – das kennen wir schon! Noch einmal versuchen wir es wieder mit Segeln, entscheiden uns dann aber, mit Motor bis weit hinter Tarifa zu laufen. Ca. 5 sm hinter Tarifa können wir endlich die Segel setzen und segeln bei herrlichem Sonnenschein bis zum Sonnenuntergang. Mit Motor und Segel erreichen wir bis zu 9 kn.

Nach dem Untergang der Sonne wird es wieder bitter kalt. Jetzt, im Atlantik sind die Wellen, bei gleichem Wind, viel länger und nicht so steil wie im Mittelmeer; ein wesentlich bequemeres Segeln. Wir fahren die ganze Nacht und den ganzen nächsten Tag. In der Dämmerung strahlt die Hafenstadt Portimao zu uns herüber. Schließlich machen wir am 20. April um 23:40 im Zielhafen fest.


Nach 761 sm am Ziel: Portimao: v.l.n.r. Dirk, Karlheinz, Fabienne, Andreas, Willi und Susann - zum Vergrößern klicken
Nach 761 sm am Ziel: Portimao:
v.l.n.r. Dirk, Karlheinz, Fabienne,
Andreas, Willi und Susann

12. und 13. Fahrtag: 21. und 22. April 2009: Portimao – Faro

Die Marina von Portimao erweist sich als attraktiv und komfortabel. Ich schreibe noch einen Spruch ins Gästebuch – Dirk besteht darauf, etwas Eigenes zu verfassen. Am Ende der Reise haben wir 761 sm zurückgelegt – eine stolze Bilanz, insbesondere wenn man die widrigen Winde bedenkt. Das viele motoren schlägt sich massiv auf die Bordkasse nieder. Jeder muss noch einmal 120 Euro berappen und das, obwohl sich der Tankwart in Gibraltar so arg verrechnet hat.

Wir machen noch ein Gruppenfoto und dann breche ich nach Faro auf. Das dauert mit dem Zug knapp eine Stunde. Willi hat mir ein Hotel direkt gegenüber dem Bahnhof empfohlen – 25 Euro inkl. Frühstück.


Die Lagune vor der Stadt - zum Vergrößern klicken
Die Lagune vor der Stadt
Faro entpuppt sich als reizende Provinzhauptstadt. Eine Lagune, ausgewiesen als Naturschutzgebiet, liegt unmittelbar vor der Stadt. Mit einem Touristenboot ist es möglich, die Lagune zu besuchen. In der Lagune ankert eine Vielzahl von Jachten. Und überall in Faro auf den Dächern sitzen Schwarzstorchenpaare mit ihren Jungen. Ein El Dorado für Fotografen und Ornithologen. Nach zwei Tagen geht der Flieger schließlich wieder nach Hause.


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